Nachlese zur 18. Qualitätskonferenz des
Verbands Deutscher Podologen e.V.

Das diesjährige Orga-Team für die QuaKo und den gut frequentierten VDP-Stand auf der Messe TheraPro (alph.): Anita Bäder-Riexinger, Tim Becker BSc, Melanie Flemmig, Silvio Flemmig (nicht im Bild), Dr. med. Günther Fuhrer, Christine Kuberka-Wiese BSc, Penelope Kühn, Karin Pfersich BSc, Tatjana Pfersich BSc, Volker Pfersich BSc, Dominik Vogl. (© Melanie Flemmig)

Im ICS, dem Internationalen Congresscenter Stuttgart, fand am Freitag, den 04.02.2023 die Bundes-Qualitätskonferenz Podologie mit dem Schwerpunkt Nageldolenz durch Läsionen im Nagelfalz und angewandte Therapiemaßnahmen statt. Die beliebte Fortbildungsveranstaltung konnte nach zwei Jahren Pause wieder in Präsenz durchgeführt werden und fand großen Anklang. 160 Interessierte konnten Platz nehmen und sich mit Kolleg:Innen austauschen, fachsimpeln, Unbekanntes erfahren, Verschüttgegangenes auffrischen und eigene Erfahrungen an das Auditorium weitergeben. 

Ganz im Sinne der Bedeutung  des Begriffs „Qualitätskonferenz“ wurden auch dieses Jahr wieder Rückmeldungen zum Erfolg von Behandlungen formuliert und Diskussionen angeregt. Dazu gehört, dass sich nicht nur die Referierenden, sondern auch die Teilnehmenden in die berufstechnischen „Karten gucken lassen“, Kritik und Anregungen aushalten und Gemeinsamkeiten feststellen. 

Der Vormittag stand ganz im Zeichen des seit Juli 2022 verordnungsfähigen Heilmittels „Nagelkorrektur“ mittels Orthonyxiespangen bei dem Unguis incarnatus (ICD-10-Code L60.0). Die nachfolgenden Referate unter dem Oberbegriff „Nagelspangensysteme“ hatten die Informationsgebung zur indikationsbezogenen Anwendung, zu Risiken und Komplikationen und zur praktischen Anwendung der jeweils vorgestellten Nagel-Spange zum Thema. 

Nach der Eröffnung und Begrüßung des 1. VDP-Vorstands Volker Pfersich, ging das Wort an den Moderator Dr. med. Günther Fuhrer, der weitergab an den Re

ferenten und 2. VDP-Vorstand Tim Becker BSc, zu seinem Auftakt-Vortrag zu einem speziellen mehrteiligen Spangensystem (NORA). Dieses System stellt eine Weiterentwicklung einer bereits bestehenden Technik dar (New ORA=NORA). Zwei in verschiedenen Materialien zu erhaltende, mit Haken vorgeformte, und steril verpackte Drahtteile (Bronze-strong, Silber-soft) werden zur Kraftentfaltung bei eingerollten und eingewachsenen Nägeln (Unguis convolutus und Unguis incarnatus) auf dem Nagel miteinander verbunden und fixiert. Je nach Korrekturnotwendigkeit werden die Drähte auf der Nagelplatte mit recht geringer Höhe miteinander verbunden. Zur leichteren Applikation sind die jeweiligen Kopfteile der Drahtenden zum besseren Greifen durch den Therapierenden aufgerollt. 

Nachfolgend stellte die referierende Podologin und versierte Lehrkraft Mirjam Maier das Nagelspangensystem Orthogrip vor, das ebenfalls die Weiterentwicklung eines bestehenden Systems, der VHO-Spange, darstellt. Hier wird die mehrteilige Drahtspange durch Verdrillen dreier Drahtkomponenten auf der Nagelplatte miteinander verbunden und so die Korrektur dosiert. Hier macht ein Haltegriff die Anwendung leichter. Die unterschiedlichen Farben des Kunststoffhaltegriffs markieren die verschiedenen Drahtstärken mit den Durchmessern von 0,3 bis 0,5 mm für verschiedene Anforderungen an das Korrektursystem. 

Die proximal am Nagel aufzubringenden modellierbaren Passivklebespange Onyfix, Blue Light oder Unguisan Blue Light fixieren eine proximal „flachere“ Nagelform beim nach distal herauswachsenden Nagel. Dabei entsteht insofern eine Korrektur, als ein distal stärker eingerollter Nagel von dem unnachgiebigen lichtausgehärteten Komposit in der proximalen Nagelform gehalten wird. Bei sehr empfindlichen Nagelfalzen kann das eine Option zur Verbesserung der Schmerzsituation sein, die erfahrungsgemäß gut auf der Nagelplatte hält und bei Patient:Innen toleriert wird, da sie kaum auffällt. Das Material ist auch zur Nagelprothetik geeignet. Den Vortrag hielt Podologe Tim Becker BSc in Vertretung für eine Kollegin. 

Für alle drei vorgestellten Spangensysteme liegen detaillierte Anwendungsbeschreibungen mit Indikationen und Kontraindikationen und praxisfreundliches Videomaterial zu Applikation und Wirkung vor, das unproblematisch im Internet und bei den vertreibenden Firmen auf Anfrage erhältlich ist. Alle drei Systeme können mit Heilmittelverordnung und Behandlungsnachweis mit den Krankenkassen entsprechend abgerechnet werden. 

Anschließend erläuterte Christine Kuberka-Wiese BSc, ihre speziellen Kniffe und Tricks bei der Anwendung und Therapie von der in der Podologie-Ausbildung etablierten Orthonyxiespangenbehandlung nach Ross Fraser, der bei der Abrechnung mit den Krankenkassen auch aus wirtschaftlichen Gründen der Vorzug gegeben werden muss. Die Anwendung dieser einteiligen bilateralen Drahtkorrekturspange ist evidenzbasiert durch die Berechnungsmöglichkeit der Wirkung auf den Nagel. In der einschlägigen Fachliteratur für Podologie ist die Gleichung mit der Auflösung zu der Kraft F in Gramm g nachzulesen. Ein Tätigkeitsvorbehalt für Podolog:Innen wäre aufgrund der PodAPrV (Ausbildungs- und Prüfungs-Verordnung Podologie) des Podologen-Gesetzes mit der Spezialtherapie Orthonyxie nur folgerichtig. 

Die Punkte, die hauptsächlich für Verunsicherung bei dieser Maßnahme sorgen, sind der Eintrag auf der Rückseite der Heilmittelverordnung und die Aktivierung der einzelnen Spangenschenkel von etwa 1mm, wozu es erklärendes Bildmaterial im Vortrag gab. Ergänzend zur Spangentherapie empfahl die Referentin einen Platzhalter zur Nachbarzehe in Form eines gewebekaschierten und individuell zugeschnittenen Schaumstoffschlauchs und das Anfertigen einer individuellen Fußschablone, damit Schuhe in notwendiger Größe angeschafft werden können. Die anschließende praktische Demonstration konnte aufgrund mangelnder Zoomfähigkeit der Kamera leider nicht en Detail von allen Teilnehmenden verfolgt werden. In der Pause nutzten jedoch Interessierte die Zeit für spezielle Rückfragen. 

Großes Interesse weckten auch die beiden Nachmittags-Vorträge unter der großen Überschrift „Unguis incarnatus“ Interdisziplinäre Zusammenarbeit, Kommunikation mit dem verordnenden Arzt, Bilddokumentation und Therapiebericht von der Podologin und Medizinstudentin Penelope Kühn sowie Prinzipien der Wundheilung, der Wundversorgung und Hygienestandards mit Dr. med. Günther Fuhrer, mit den Qualifikationen Chirurg, Orthopäde und Unfallchirurg, Spezielle Unfallchirurgie, Fußchirurgie (gffc), Chirotherapie, Viszeralchirurg, Phlebologe, Proktologie und Ärztliches Qualitätsmanagement. 

Penelope Kühn zeigte in ihrer Präsenta-tion anschaulich die sinnvoll geregelten Abläufe in ihrer Praxis auf und regte somit zur Nachahmung an. Durch die direkte Erstellung von Therapieberichten (dokumentierender Text auf der Vorderseite und Bilddokumentation auf der Rückseite), die der Patient gleich mit an die Hand bekommt beispielsweise, geht keine Arztbenachrichtigung verloren und es vergeht keine unnötig Zeit. Dieser Zeitbedarf muss jedoch im täglichen Praxisablauf eingeplant und integriert werden. Bei der Dokumentation der Behandlung ist es in ihrer Praxis üblich, jede Besonderheit und wunddesinfizierende Maßnahme, auch aus Haftungsgründen, gewissenhaft zu dokumentieren. 

Dr. med. Günther Fuhrer frischte in seinem Vortrag anschaulich das Wissen über die Phasen der Wundheilung und über Wundheilungsstörungen auf und gab wertvolle Hinweise zu chronischen Wunden, zu Biofilm, zum DFS, weiteren Komplikationen und auch Maßnahmen zur Unterstützung der Wundheilung. Bilder aus der Praxis und das Aufzeigen von Differenzialdiagnosen machten die Präsentation zu einem wertvollen Beitrag dieser Qualitätskonferenz. 

Der Austausch zu jedem der Vorträge war intensiv, rege und zukunftsweisend, sodass um 16.00 Uhr der Präsident des VDP Volker Pfersich BSc eine erfolgreiche 18. QuaKo 2023 mit dem Dank an die ReferentInnen und besten Wünschen für die Teilnehmenden beschließen konnte. Anschließend war noch für 2 Stunden der Besuch an den Messeständen der Aussteller aus Medizin und Therapie möglich. In zwei Hallen wurden weitere Vorträge gehalten, Infos gegeben, Proben verteilt, Messerabatte ausgehandelt, Abrechnungssoftware erklärt und gesundheitsförderliche Beratung oder Hilfsmittel abgegeben. Der VDP-Stand wurde durchgehend frequentiert und auch von Ärzten anvisiert, die beispielsweise in neuen Räumen eines Neubaus behindertengerecht mit guter verkehrstechnischer Anbindung zu ihrer Diabetologisch-Internistischen Praxis auf zwei Ebenen und einer Dermatologischen Praxis auf zwei Ebenen noch Platz für eine Podologische Praxis eingeplant haben, für die noch ein passender Podologe oder eine Podologin gesucht wird, um ein Gesundheitszentrum für die Patientenversorgung zu schaffen. Hoffentlich gibt es bald wieder mehr podologische Schulabsolvierende aufgrund der vollständigen oder teilweisen Schulgeldbefreiung zur Behebung des Fachkräftemangels in unserem Beruf. 

Der Dank für die gelungene Organisation dieser 18. Qualitätskonferenz geht besonders an die organisierende Bundesgeschäftsstelle des VDP, namentlich an Melanie Flemmig und Karin Pfersich BSc, sowie an unseren Präsidenten Volker Pfersich BSc, die ebenfalls den Messestand des VDP durchgehend mit betreut haben und an das engagierte Organisations-Team (siehe Foto am Messestand), Dr. Günther Fuhrer für die Moderation, Tatjana Pfersich für die Referenten- und Messestandbetreuung, Penelope Kühn für die reibungslose Technik, Silvio Flemmig für den Messestandaufbau, Anita Bäder-Riexinger und Dominik Vogl am Einlass und am Messestand, Tim Becker BSc und Christine Kuberka-Wiese BSc am Messestand und die zahlreich erschienenen interessierten engagierten TeilnehmerInnen, SchülerInnen, Lehrkräfte und KollegInnen von nah und fern. 

Schön war´s mal wieder, alle in Präsenz zu sehen und zu sprechen – was für eine gelungene Veranstaltung! 

(ckw)

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